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Wohnstubenkonzept

"Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl."

Herbert Grönemeyer

Den Krankheitsbildern angepasst und nach den neuesten Erkenntnissen in der Altenarbeit, haben wir das Wohnstubenkonzept 2017 für unser Haus neu erarbeitet und umgesetzt. Dies erfolgte im Rahmen unserer Möglichkeiten in einem Altbaubestand, der vorerst im institutionellen Stil errichtet wurde. In den kleinen Einheiten von zwölf, acht und elf BewohnerInnen ist es möglich, eine kleine feine familiäre Atmosphäre zu schaffen - ein „Dahoamgefühl“ aufkommen zu lassen und Normalität ressourcenorientiert zu leben.

Es soll im Tagesablauf ein familiäres Miteinander mit unseren, uns anvertrauten BewohnerInnen sein, ebenso ein Miteinander mit allen Mitarbeiterbereichen. Ein ineinander Arbeiten mit Zusammenhalt und die Atmosphäre soll von einem aufeinander Achten und gegenseitigem Wertschätzen geprägt sein.

In der Wohnstube oder Wohnküche wird zusammen gesessen, gemeinsam gegessen, erzählt, der Tisch zusammen gedeckt und abgeräumt, „gekaschtelt“ oder es findet ein Gruppenangebot statt. Vom Sofa aus oder im Lehnsessel kann man das Geschehen beobachten, wenn man dazwischen mal müde geworden ist. Ein Aufeinander achten, ein Zureichen, eine wertschätzende Geste, ein guter Rat, ein Mithelfen in der Wohnküche aber auch gemeinsam lachen oder gemeinsam trauern … einfach gemeinsam den Tag lebendig gestalten.

Das gemeinsame Essen ist in der kleinen Wohngemeinschaft im familiären Stil möglich, eben so, wie es bei den Meisten in der Kindheit zu Hause war. Der/die MitarbeiterIn sitzt (wie die Mutter früher) mit den BewohnerInnen am Tisch, unterstützt sie und nimmt mit ihnen die Mahlzeit ein. Dies fördert das soziale Miteinander, das „Dahoamgefühl“, das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Kommunikation und die Interaktion untereinander. Die sozialen Rollen und Rituale werden gelebt - es ist ein nettes familiäres Miteinander. Der/die MitarbeiterIn hat alles im Auge. Es ist auch erwiesen, dass gerade demenziell erkrankte BewohnerInnen durch das Prinzip des Nachahmens viel länger selbständig essen können, wenn sie es sich vom Gegenüber abschauen und nachmachen können, daher ist dieses Konzept von enormen therapeutischem Wert. Natürlich ist dies für die/den MitarbeiterIn keine entspannte Mahlzeit, es ist ein sehr herausforderndes, fachliches Arbeiten, aber mit immens großer Wirkung.

Auf der Veranda besteht die Möglichkeit sich zwischenzeitlich aufzuhalten, die herrliche Umgebung zu genießen, dem Schneetreiben oder den Skifahrern zuzuschauen, die Besucher des Drachenparks und am Sonntag die Kirchgänger zu beobachten.

Wer kann und möchte hilft dabei, die Wäsche zusammenzulegen, andere lesen das Aktuelle vom Tag. Manche möchten jedoch einfach nur am Sofa liegen, um zu rasten und dem Leben „nachzutrachten“.

Für das Teilnehmen am Gottesdienst oder das Zusammensein in einer homogenen Gruppe der fachlichen psychosozialen Arbeit im Heim, oder bei einer Aktivierung im Garten ist es oft notwendig die Wohngruppe zu verlassen. Der Ortswechsel, das Treffen alter bzw. das Kennenlernen neuer BewohnerInnen, um gemeinsam was zu erleben und an einem entsprechendem Angebot teilzunehmen, unterstreicht wiederum das Normalitätsprinzip und wirkt der sozialen Isolation entgegen.

Benötigt jemand, abhängig von seinem allgemeinen Zustand, viel Ruhe oder ist er/sie ein Mensch, der immer schon im Rückzug gelebt hat, dann ist auch dies möglich. In seinem, mit seinen persönlichen Gegenständen gestalteten Zimmer kann er/sie sein „in sich gekehrt sein“ leben.

Wir geben den BewohnerInnen in den kleinen Wohneinheiten nicht nur das Gefühl sich sicher und geliebt zu fühlen, sondern auch gebraucht zu werden. Wir erhalten so ihre/seine Ressourcen und decken Bedürfnisse ab, die ein jeder Mensch bis an sein Lebensende hat. Dieser familiäre Ansatz in den kleineren Einheiten trägt massiv zum Wohlbefinden aller bei. Bei den BewohnerInnen ist eine an Bedürfnisse angepasste, intensivere Betreuung möglich mit physisch und psychisch positiven Auswirkungen.

Den MitarbeiterInnen ist durch die Überschaubarkeit und die Konzentration auf eine kleinere Gruppe im jeweiligen Stockwerk, ein intensiverer Kontakt zu den einzelnen BewohnerInnen möglich und somit ein besseres Wahrnehmen derer Bedürfnisse. Ebenso bedeutet es auch für uns MitarbeiterInnen eine enorme Verkürzung der Arbeitswege. Das familiäre Ambiente und die kleine Gemeinschaft tut auch uns gut.  

Räumlichkeiten

Unter Geschichte ist ersichtlich, dass unser Haus nun nicht mehr ganz jung ist. Nichtsdestotrotz ist es durch Heimeligkeit, Wärme und von der Herkunft und der Prägung der meisten unserer BewohnerInnen orientierten Umgebung gestaltet.

Die Klientel ändert sich immer wieder - so werden die Aufenthalte der Daueraufnahmen immer kürzer und viel betreuungs- und pflegeintensiver. Daher wird nun von der Trägerschaft der Gemeinde Wildschönau das Projekt „Neubau“ angegangen, um auch den MitarbeiterInnen ein gutes ressourcenorientiertes Arbeiten zu ermöglichen.

Umfeldgestaltung

Einen wesentlichen Teil zum Wohlfühlen trägt eine angenehme, wohnliche Umgebung bei. Dies unterstreicht ebenso die Ganzheitlichkeit des HPCPH Konzeptes. Eine dem Milieu und der Biographie angepasste, jahreszeitlich und örtlich orientierende, abwechslungsreiche Gestaltung im Haus bringt den BewohnerInnen Anregung der Sinne, Abwechslung im Alltag, Orientierung und Sicherheit.

Wir ermutigen An- und Zugehörige, beim Heimeinzug mit der Bewohnerin bzw. dem Bewohner das Zimmer persönlich zu gestalten.

Die Erfahrung zeigt, dass sich die Umfeldgestaltung auch auf die MitarbeiterInnen sowie auf die BesucherInnen positiv auswirkt.

Anna Oberwalder DSOB/A