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Ein selfmade Künstler

Markus Pineiders Lebensweg ist ungewöhnlich, abwechslungsreich und hatte anfangs wenig mit Kunst zu tun. Trotzdem ist er heute ein angesehener und gefragter Holzkünstler, der sich ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen geschaffen hat.

T E X T:    P A T R I C I A    W I M M E R

Originalartikel erschienen im eco.nova Magazin

Geboren am 27.9.1970 in Ehenbichl bei Reutte, wuchs Markus Pineider zusammen mit seinen Eltern und vier älteren Schwestern im Außerfern auf. Seine Kindheit war einfach, aber schön und wurde stark von dem „Spielplatz“ Natur geprägt.

Pineiders Wurzeln kommen unter anderem auch aus Südtirol; sein Großvater kam während des Krieges nach Nordtirol und konnte dort eine kleine Bauernwirtschaft erwerben, was den Einheimischen allerdings sauer aufstieß. Das Gebiet im Außerfern war karg und man war nicht sonderlich erfreut darüber, wenn `Flüchtlinge` den raren Platz wegnahmen. Sein Vater spürte diese Ablehnung in seiner Kindheit nur allzu deutlich.

 

Nach der Pflichtschulzeit absolvierte Markus Pineider eine sehr vielfältige Lehre im Planseewerk als Schlosser. Dennoch fand er nach Beendigung seines Dienstes im Bundesheer nicht mehr in seinen gelernten Beruf zurück. Ihm wurde langweilig, er spürte, dass etwas fehlte. Und so wurde er für zehn Jahre Lastkraftwagenfahrer. Zur damaligen Zeit herrschte eine tolle Kameradschaft unter den Fahrern und man hatte Zeit, sich auf Raststationen untereinander auszutauschen.

Während seiner Zeit als LKW- Fahrer lernte Pineider 1997 auch seine Frau Christl, welche damals ebenfalls LKW Fahrerin war, kennen. Die beiden zogen in Christls Heimat, in die Wildschönau und heirateten im Jahr 2000 spontan während einer Amerikareise in Las Vegas.

Beruflich war Pineider wieder auf der Suche. 2005 wurde er Fitness Trainer im Fitnesscenter seines Schwagers und machte zusätzlich die Ausbildung zum Personal Trainer und zum Master Trainer. Das war sein Beruf bis 2008.

„Ich habe in meinem Leben schon einiges gemacht, aber ich war immer überzeugt von dem, was ich gemacht habe!“

2008 gründete und baute er den Hochseilgarten Wildschönau. 10 Jahre lang arbeitete er dort mit Leidenschaft und bot bei Wind und Wetter, auch im Winter, Führungen, Trainings und dergleichen an.

Seiner Berufung folgen

Während seiner Zeit im Hochseilgarten holte ihn seine Bestimmung ein: 2010 unternahm er mit seiner Frau Christl eine Amerikareise und entdeckte dort einen großen, geschnitzten Bären. Pineider war von der Majestät und der Lebendigkeit des Bären angetan. Zurück zu Hause machte er sich daran, ebenfalls einen lebensgroßen Bären aus Holz herzustellen, allerdings nicht geschnitzt, sondern mit der Motorsäge bearbeitet. Diesen stellte er vor seine Wohnung. Vorbeikommende Gäste sahen den Bären und wollten auch einen. Pineider hatte zwar nur eine Woche Zeit, aber er schaffte es, das Werk her – und fertigzustellen.

Eines führte zum anderen: Pineider recherchierte, skizzierte und experimentierte viel. Jemand sah seine Ergebnisse und durch Mundpropaganda erhielt er immer wieder neue Aufträge für Skulpturen und Figuren aus Holz.

Eine Freundin aus Mieming sagte ihm eines Tages: „Du hast einen Beruf- der ist nicht ganz ohne. Und du hast eine Berufung.“

Nun endlich hörte Pineider auf sein Bauchgefühl und wagte 2018 den Schritt in die Selbstständigkeit, verließ den Hochseilgarten und gründete sein eigenes kleines Unternehmen.

Ab wann ist man ein Künstler?

Anfangs fühlte sich Pineider nicht als Künstler, hatte er doch keinerlei Ausbildung in dieser Richtung. Er hatte zwar mal vor, eine Ausbildung zum Bildhauer zu machen, ihm wurde davon jedoch abgeraten, da seine ganz spezielle individuelle Handschrift bei seinen Werken dadurch verloren gehen könnte.

Pineider strotzte von Beginn an nur so vor Kreativität und sein Erfolg bestärkte sein Selbstbewusstsein. Er arbeitet seit Beginn nur auf Bestellung und nur für Menschen, wo die „Chemie“ stimmt. Komplizierte Verträge sind ihm zuwider. Der bodenständige und offene Pineider lässt sich von seinem Gefühl leiten.

Ein besonderer Aspekt seiner Arbeit ist, dass er auf viele außergewöhnliche und interessante Menschen trifft, wie zum Beispiel einen indischen Ayurvedaarzt, von dem er manche übernommen und in seinen Alltag integriert hat.

„Ich habe mein ganzes Leben lang nach meinem Weg gesucht. Jetzt habe ich ihn gefunden.

Was ich ihm Kopf habe, bringe ich hinaus!“                     

Markus Pineider

Wieso muss immer alles gerade sein?

Diese Frage stellte sich Pineider 2014, als er in viel Eigenregie aus Mondholz* ein Blockhaus für sich und seine Frau Christl in der Wildschönau baute. Das Blockhaus wurde mit frischem, heimischem 90-110 Jahre alten Tannenholz gebaut. Für den Bau brauchte man keinen einzigen Nagel und man findet außer der Haustür nur eine einzig weitere Tür im Haus, jene zum Gästeklo.

Die besondere Herausforderung einer solchen Bauweise besteht im Nachsitzen von Holz. Ungefähr 5 Jahre lang musste immer wieder ein wenig nachgearbeitet werden. Belohnt wurden Pineider und seine Frau mit einer naturverbundenen, authentischen und heimeligen Art des Lebens, welche sich auch nachhaltig rentiert. Die Stromkosten für das Blockhaus belaufen sich für das gesamte Jahr auf 1200 Euro.

*Anmerkung: Mondholz ist Holz, das bei einer bestimmten Mondphase - zwischen Ende Oktober und Anfang Januar - geerntet wird und dadurch eine Reihe außergewöhnlicher Holzeigenschaften besitzt.

Die Kunst des Lebens

Pineider lebt zusammen mit seiner Frau ein bewusstes und bescheidenes Leben. Die kleinen Dinge werden geschätzt und zelebriert, etwa Saunagänge in der selbst gebauten Sauna oder das wöchentliche Brot backen im selbst gebauten Lehmofen. Der leidenschaftliche Koch ist angekommen und lebt im Einklang mit der Natur. Rund um das Blockhaus findet man kleine Häuschen mit Futter an den Bäumen, die Eichhörnchen bedienen sich. Der Bach rauscht in der Nähe. Schmetterlinge finden sich an einem ungemähten Hang.

Und inmitten dieser Idylle entstehen Unikate aus Holz und manchmal die wunderlichsten Dinge…

mehr über Markus Pineider auf Facebook: Markus Pineider

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