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Der Werdegang des Chris Moser

Er ist Künstler, Autor, Restaurator archäologischer Bodenfunde, Betreuer an der “Freien Schule Lernwerkstatt Zauberwinkl” und Aktivist. Man kennt ihn aus den Schlagzeilen und viele haben eine Meinung zu ihm. Doch wie tickt Chris Moser? Ein Porträt über einen vielschichtigen Mann.

T E X T:    P A T R I C I A    W I M M E R

Originalartikel erschienen im eco.nova Magazin

Richtigstellung Artikel „Der Werdegang des Chris Moser“

 

Heute am 23.02.2024 wurden wir darüber informiert, dass der Artikel beim Korrekturlesen durch einen externen Dritten (weder Autorin noch Gemeinde!) versehentlich geändert wurde. Durch diesen Fehler wird Chris Moser fälschlicherweise als verurteilter Straftäter dargestellt, obwohl er von sämtlichen Vorwürfen rechtskräftig freigesprochen wurde!

Wir werden das natürlich, sofort berichtigen und den Artikel nochmals veröffentlichen.

Wir bedauern zutiefst, dass das passiert ist und möchten uns bei Chris Moser entschuldigen!

 

 

 

Geboren und aufgewachsen ist Chris Moser im Jahr 1976 in Innsbruck, klassisch im Reihenhaus mit Garten, mit Mutter und Vater und zwei jüngeren Geschwistern. Kirchgänge, sowie das sonntägliche gemeinsame Essen bei Schweinebraten und co. gehörten dazu. Das alles änderte sich mit der Trennung der Eltern und dem Umzug nach Landeck als Moser acht Jahre alt war.

Die Zeit in Landeck war toll: viel Natur, viele Abenteuer und eine große Verwandtschaft mit vielen Kindern zum Spielen.

Nach Beendigung der Volksschule ging es für Moser weiter auf das hiesige Gymnasium, welches er aber nach der 5. Klasse abbrach.

Während dieser Zeit gründete er mit anderen eine Metall Band. Die Band war sehr erfolgreich, auch aufgrund ihrer Neuartigkeit und ihrer Sozialkritik und spielte Konzerte bis nach Polen.

Doch während manche seiner  Bandkollegen und andere Jugendliche sich nach den Konzerten reichlich mit Alkohol oder Drogen zudröhnten, blieb Moser nüchtern. Er wurde deswegen oftmals schief angeschaut und fragte sich immer wieder selber, was denn nicht mit ihm stimme. Einer der Aha- Erlebnisse war, als Moser mit etwa 15 auf einem Konzert war und einen wahnsinnig coolen Typen sah, der Eindruck bei ihm hinterließ. Allerdings ging dieser Eindruck gründlich verloren, als er denselben Mann Stunden später am Bahnhof völlig betrunken am Boden in seinem eigenen Erbrochenen liegen sah.  Erst einige Jahre später hörte Moser auch das erste Mal von der „straight edge“ Bewegung, bei welcher es darum geht, ein nüchternes und drogenfreies Leben zu führen, und ist seitdem auch Teil dieser Bewegung.

Sein Beginn als Künstler aktiv zu werden, fällt ebenfalls bereits in seine Gymnasialzeit. Moser begann Graffitis mit sozialkritischen Inhalten zu sprayen. Da er dies illegal machte, dauerte es nicht lange, bis die Polizei auf ihn aufmerksam wurde und er bei einem Verhör nach langem hin und her geständig war. Seine Graffitis hatten allerdings nicht nur bei der Polizei für Aufsehen gesorgt, nein, auch Monika Lami, angesehene Galeristin der Galerie „Elefant“ war auf Moser´s Kunst aufmerksam geworden und suchte nach ihm via Presseaussendung. Auch auf den Rat seiner Mutter hin meldete sich Moser bei der Galeristin. 1995 hatte er schon seine erste Einzelausstellung in der Galerie Elefant und begann von Anfang 1995 bis Ende 1996 Auftragsarbeiten für Hotels, Autohäuser, Versicherungsbüros etc. zu sprayen; vor allem im Hinblick auf die hohen Strafdrohungen durch seine illegalen Graffities.

Die Suche nach dem eigenen Weg

Nach dem Abbruch des Gymnasiums begann Moser eine Lehre als Kunstschmied, welche er allerdings auch wieder abbrach. Zwar faszinierte ihn das Element Feuer und auch die Tätigkeit an sich, doch die immer gleichen Auftragsarbeiten ließen ihn weiter auf die Suche gehen.

So begann er eine Ausbildung als Bildhauer, welche er 1997 mit Auszeichnung abschloss. Zwischenzeitlich wollte er noch Ausbildungen an der Kunsthochschule in Linz und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien machen. Bei ersterer passte er jedoch nicht unbedingt in das Schema, er arbeitete und arbeitet bis heute nicht abstrakt; bei zweiterer entschied er sich aus privaten Gründen dagegen, das erste Kind war unterwegs.

Bereits 1998 wurde Moser zum ersten Mal Vater. Zwei weitere Kinder folgten im Laufe der Zeit. Bei der Erziehung aller drei Kinder war stets der Fokus auf eine Beziehung auf Augenhöhe gerichtet. Der Familie zuliebe entschieden sich Moser und seine Ehefrau Karin für einen Umzug in ein über 400 Jahre altes, ehemaliges Bauernhaus im Tiroler Unterland, welches bereits im Besitz seiner Familie war.

Mit der Geburt des ersten Kindes begann das Ehepaar Moser sich vegan zu ernähren. Der bereits teilweise schon in seiner Kindheit vegetarisch lebende Moser („Ich wollte nicht, dass wegen mir ein Lebewesen leiden muss.“), erntete dafür viel Unverständnis und Kritik, ähnlich wie bei seinem Verzicht auf Alkohol.

1999 begann Chris Moser seine Arbeit bei der Stadtarchäologie Hall als Restaurator und ist bis heute noch mit Begeisterung dabei. Wichtig ist ihm die Wertschätzung bei Funden und was uns die Vergangenheit lehren kann.

2006 waren er und seine Frau Karin Mitbegründer der “Freien Schule Lernwerkstatt Zauberwinkl”, wo Kinder selbstbestimmt lernen können und der Lebens- und Lernprozess als Ganzes betrachtet wird.

Aktivismus und Kunst

Bereits in seiner Kindheit lernte Moser von seiner weltoffenen und alleinerziehenden Mutter Wertschätzung gegenüber Frauen und, dass man niemanden aufgrund der Zugehörigkeit zu Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, … diskriminieren darf.

Bei seinen Überlegungen stellte er sich jedoch die Frage, wieso Tiere nach wie vor diskriminiert und „genutzt“ werden dürfen und schloss sich dem VGT (Verein gegen Tierfabriken) an.

Der Verein hat schon eine Menge Aufmerksamkeit wegen durchaus provokanter Aktionen auf sich gezogen, nicht zuletzt aber auch durch die Verhaftung (2008) und den Aufsehen erregenden Prozess (2010-2011) rund um Chris Moser und neun weiterer Aktivist*innen wegen Terrorismus. Seine Unschuld wurde festgestellt.

In seiner Zeit im Gefängnis begann er das erste von insgesamt vier Büchern zu schreiben.

Rund 20 Jahre lang betrieb Moser seinen Aktivismus beim VGT mit reiner Konfrontation. Mittlerweile macht er das nicht mehr ausschließlich so. Er hat gelernt, öfters auch mal einen Schritt zurück zu gehen, und Beweggründe von Menschen zu hinterfragen und zu verstehen. Auch, wenn er sie deshalb nicht immer gut heißt.

„Ich verurteile niemanden, auch wenn das die Menschen immer glauben!“ (Chris Moser)

Eine typische Aktivismus Aktion besteht aus folgenden Schritten:

Zuerst wird ein Thema der Allgemeinheit aufgezeigt (z.B.: Hühnermastbetriebe), dann wird das Problem rund um dieses Thema publik gemacht, meistens durch kontinuierliche Aktionen. Nach drei-vier Jahren, an denen man konstant an einer Reform arbeitet, wird eine Gesetzesänderung erreicht.

 

Ähnliche Beweggründe sieht Moser auch in seiner Kunst:

„Ich mache keine Kunst die man leicht verdauen kann. Ich will etwas aufzeigen und die Welt zum Positiven verändern“, so Moser. Er lässt vieles an sich herankommen. Er engagiert sich für Geflüchtete und ist mittlerweile auch für Workshops gebucht. Für den Ethikunterricht an Schulen ist er ein gefragter Mann. 2019 war er der Tiroler Spitzenkandidat der Parlamentsliste „Jetzt".

Chris Moser nützt seine Kunst als eine Art Waffe, um Ungerechtigkeiten und Ausbeutung aufzuzeigen. Dem Einwand „Kunst muss gar nichts, Kunst ist frei!“, fügt er hinzu, „Aber bitte nicht frei von Inhalt!“

Fakt ist: Er mag zwar öfters anecken, aber Chris Mosers Mut und Ausdauer, für seine Überzeugungen einzustehen, sind bewundernswert. Und einem Gespräch auf Augenhöhe wird er sicher nicht aus dem Weg gehen.

 

Fotos: Chris Moser bei der Arbeit, Chris moser/Profilbild, Eisenschwein, Kopf, Schwein mit Helm und Message;

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